
Was erwartet Fahrer und Mitfahrer wirklich?
Elektroautos gelten als die Zukunft der Mobilität – sauber, leise, emissionsfrei. Doch mit der Elektromobilität kommt auch ein Thema vermehrt ins Bewusstsein: elektromagnetische Strahlung im Fahrzeug, besser bekannt als Elektrosmog. Doch was ist dran an der Sorge? Gibt es konkrete Risiken für die Gesundheit von Fahrern oder Mitfahrern? Und wie lassen sich eventuelle Belastungen verringern?
Was ist Elektrosmog überhaupt?
Elektrosmog ist der umgangssprachliche Begriff für künstlich erzeugte elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder (EMF). Diese entstehen überall dort, wo Strom fliesst oder gefunkt wird – also auch im Elektroauto.
Art des Feldes | Typ | Beispiele |
---|---|---|
Niederfrequente Felder (50–60 Hz) | Elektrisch & magnetisch | Hochvoltkabel, Antrieb, Batterie |
Hochfrequente Felder (ab 100 kHz) | Elektromagnetisch | Bluetooth, WLAN, GPS, 5G-Modul |
Woher kommt Elektrosmog im E-Auto?
1. Antriebssystem
Der Elektromotor erzeugt beim Beschleunigen und Rekuperieren hohe Wechselfelder. Hohe Ströme fliessen durch Kabel, Inverter, Laderegler – das verursacht messbare magnetische Felder.
2. Bordelektronik
Infotainmentsysteme, Sitzheizungen, Assistenzsysteme – sie alle erzeugen elektrische Felder, oft in unmittelbarer Nähe der Fahrgäste.
3. Funktechnik
Bluetooth, WLAN, 5G, GPS, Notrufsysteme – moderne E-Fahrzeuge senden auch im Stand oder bei ausgeschaltetem Motor. Hochfrequente Strahlung nimmt dadurch zu.
Hochvoltbatterien: Keine Strahlung, aber messbare Felder
Ein häufiger Irrtum: Die Batterie strahlt nicht im Sinne ionisierender Strahlung wie bei Röntgen oder Radioaktivität. Doch bei Entladung und Ladung entstehen niederfrequente magnetische Felder. Diese sind im Fussraum, über der Batterie (häufig unter der Rücksitzbank) und nahe an Leistungskabeln besonders hoch.
Studien zeigen: Werte bis zu 10 µT (Mikrotesla) oder mehr sind möglich – der baubiologische Vorsorgewert liegt bei 0,2 µT.
Was sagt die Wissenschaft?
- Magnetfelder zwischen 0,2–20 µT wurden je nach Fahrzeug, Last und Position gemessen.
- Diese Werte unterschreiten meist gesetzliche Grenzwerte (ICNIRP), übertreffen aber baubiologische Empfehlungen deutlich.
- In-vitro-Studien zeigen: EMF kann Zellstress, DNA-Schäden und oxidativen Stress fördern.
Elektrosensibilität & Risikogruppen
Einige Menschen reagieren besonders sensibel auf EMF – mit Symptomen wie Kopfdruck, Müdigkeit, Nervosität oder Schlafstörungen. Vorsicht gilt auch für Kinder, Schwangere und Träger von Implantaten (Herzschrittmacher, Insulinpumpen etc.), da Interferenzen nicht ausgeschlossen sind.
Was Fahrer aktiv tun können
- Bluetooth, WLAN & Hotspots deaktivieren, wenn nicht benötigt
- Handy im Flugmodus oder entfernt vom Körper lagern
- Kindersitze vorne oder möglichst weit von Batterie/Inverter entfernt platzieren
- Feldmessung im Fahrzeug mit Gaussmeter oder EMF-Meter durchführen
- Abschirmprodukte wie Kupfermatten oder Sitzauflagen verwenden
- Spezielle Abschirmkleidung (z. B. mit Silberfäden) nutzen – vor allem für Vielnutzer
Vergleich: Elektroauto vs. Verbrenner
Faktor | Elektroauto | Verbrenner |
---|---|---|
Magnetfelder | Hoch bei Stromfluss | Kaum vorhanden |
Funkquellen | Oft permanent aktiv | Je nach Ausstattung |
Batterieposition | Unter dem Fahrgastraum | Keine EM-Quelle |
Geräusch | Sehr leise | Laut – aber keine EMF |
Emissionen | Keine Abgase | Feinstaub, NOx, CO₂ |
Fazit
Elektroautos verursachen keine ionisierende Strahlung – aber sehr wohl messbare elektromagnetische Felder. Diese entstehen durch Stromfluss, Antriebstechnik und Funkanwendungen. Zwar liegen die Werte meist unterhalb gesetzlicher Grenzwerte, doch baubiologisch kritische Pegel werden oft überschritten.
Für sensible Personen oder Gesundheitsbewusste lohnt sich eine bewusste Auseinandersetzung mit der Thematik. Durch einfache Massnahmen wie Deaktivieren drahtloser Systeme, EMF-Messungen oder gezielte Abschirmung lässt sich die persönliche Belastung spürbar reduzieren – ganz im Sinne eines gesunden Umgangs mit neuer Technologie.
Quellen & Literatur
- ICNIRP-Richtlinien (2020) – Internationale Grenzwerte für EMF
- SBM-2015 – Standard der baubiologischen Messtechnik
- NTP-Studie (USA): Langzeitstudie zu Mobilfunkstrahlung
- Bioinitiative Report 2012/2020 – Zusammenstellung EMF-Wirkungsstudien
- Tell et al. (2014): Measurement of ELF Magnetic Fields in Electric Vehicles, Bioelectromagnetics