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Enfield-Poltergeist

Enfield PolstergeistNeue Aussagen des Fotografen Graham Morris zum berühmten Levitationsfoto

Fast ein halbes Jahrhundert nach den angeblichen Poltergeist-Vorfällen im Londoner Stadtteil Enfield meldet sich nun der Fotograf Graham Morris erneut zu Wort – und widerspricht einer weit verbreiteten Interpretation des wohl berühmtesten Fotos des Falls: das Bild der 11-jährigen Janet Hodgson, scheinbar schwebend in der Luft ihres Schlafzimmers. Morris stellt klar: „Ich habe nie gesagt, dass sie einfach gesprungen ist.“ Stattdessen glaubt er bis heute, dass sie eine reale Kraft besass – möglicherweise Telekinese.

Rückblick: Der Fall Enfield

Zwischen 1977 und 1979 erregte der sogenannte Enfield-Poltergeist internationale Aufmerksamkeit. Im Haus der Familie Hodgson in der Green Street 284 (Enfield, Nordlondon) kam es laut Zeugenaussagen zu unerklärlichen Phänomenen: Möbel bewegten sich, Gegenstände flogen, Stimmen aus dem Nichts ertönten, Kinder gerieten in Trance – allen voran die junge Janet.

Die Vorfälle wurden von Medien, Wissenschaftlern und Parapsychologen begleitet. Der Fall inspirierte Filme, Serien und Bücher – unter anderem The Conjuring 2 sowie Guy Lyon Playfairs This House is Haunted.

Der Fotograf im Zentrum der Debatte

Graham Morris war 1977 ein junger Pressefotograf beim Daily Mirror. Gemeinsam mit einem Reporter wurde er zum Haus der Hodgsons gerufen, nachdem die Familie bei den Nachbarn Zuflucht gesucht hatte. „Bang – plötzlich flogen Dinge durch die Luft. Ich sah alles durch mein Objektiv. Keiner hat etwas geworfen. Die Kinder hatten Todesangst.

Er selbst wurde von einem fliegenden Lego-Stein am Kopf getroffen und trug mehrere Tage lang eine Beule. Doch statt das Ganze als Einzelfall abzutun, kehrte er zurück – für über 18 Monate, oft vier Nächte pro Woche. Selbst als die Zeitung das Interesse verlor, blieb er – und wurde Teil der Geschichte.

Das berühmte Levitationsfoto

Eines der bekanntesten Bilder des Falls zeigt Janet Hodgson scheinbar in der Luft schwebend – mit aufgerissenen Augen und ausgestreckten Armen, während ihre Schwester im Bett daneben liegt. Kritiker sagten früh: „Sie springt nur.“

Enfield Polstergeist HausDoch Morris widerspricht: „Der Raum war stockdunkel. Wenn sie gesprungen wäre, hätte sie sich in einem finsteren Raum gegen eine Wand oder Tür geworfen. Das macht niemand zum Spass.“ Das Foto wurde über eine Fernauslösung aus dem Wohnzimmer aufgenommen, verbunden mit einem Tonrekorder. Immer wenn ein Geräusch oder Schrei ertönte, drückte Morris auf den Auslöser.

Telekinese statt Poltergeist?

Interessanterweise glaubt Morris nicht an Geister. Stattdessen vermutet er bei Janet eine Form von psychischer Energie: „Ich denke, dieses Mädchen hatte eine Kraft – wie Stephen Kings Carrie.“

Er beschreibt Janet als intelligent, aber emotional isoliert. Der Vater war abwesend, die Mutter überfordert, die Geschwister kaum zugänglich. „Vielleicht war diese Kraft ihr Weg, um sich auszudrücken. Es war, als ob sich etwas in ihr entlud – ein Energiestoss, der Dinge bewegte.

Nach seiner Theorie war das Haus nicht „besessen“, sondern Janet trug die Phänomene mit sich – egal ob in der Schule, im Supermarkt oder bei Nachbarn.

Verletzungen, Chaos – und ein offenes Ende

In den 18 Monaten am Ort dokumentierte Morris mehrere physische Effekte: Ein Eisenbett wurde umgeworfen, ein Kamin aus der Wand gerissen, Möbel verschoben. Doch das zentrale Element blieb Janet.

Es war keine Show. Die Kinder wollten das nicht. Niemand hätte das freiwillig inszeniert.“ Und doch – so Morris – wolle es niemand glauben: „Es wurde ein Freakshow-Spektakel. Jeder wollte selbst dabei sein, statt Zeugen ernst zu nehmen.

Heute: Witz über Halloween, aber tiefer Respekt

Heute, mehr als 40 Jahre später, sieht Morris die Ereignisse nüchtern. Er lacht über Hollywoodfilme und gruselige Serien. „Nach Enfield kann mich nicht mehr viel schocken.

Er besuchte keine Talkshows, sprach nicht mit seiner Familie darüber – bis diese ihn in einer TV-Doku sahen. Noch heute sagt er: „Da war etwas. Wir wussten nur nicht, was.“

„Vielleicht werden wir in 100 Jahren sagen: Na klar – es war Telekinese. Aber damals waren wir einfach nicht so weit.“ – Graham Morris

Ein Fall, der bleibt

Der Fall Enfield bleibt einer der meistdiskutierten Spukfälle der Moderne. Die Aussagen von Graham Morris geben dem Ganzen eine neue Tiefe: Statt Sensation steht nun die Frage nach unerklärter innerer Kraft im Zentrum. Vielleicht war Janet kein Opfer eines Geistes – sondern Trägerin eines Phänomens, das wir noch nicht verstehen.

Literatur und Verfilmungen

  • „This House Is Haunted“ – Buch von Guy Lyon Playfair
  • „The Conjuring 2“ – Hollywoodfilm mit fiktiver Dramatisierung
  • The Enfield Haunting – West-End-Theaterstück mit Catherine Tate (2023)
  • The Enfield Haunting – TV-Miniserie (Sky, 2015)

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